Es ist ja sehr modern geworden, sich mit den Begriffen Tierwohl und Nachhaltigkeit zu schmücken. Beides spielt eine große Rolle in unseren Gedanken, und wir möchten gerne dokumentieren, dass es für uns nicht nur leere Worte sind, sondern auch Handlung dahinter steht. Beide Begriffe kann man eigentlich nicht erwähnen, ohne auch Ethik, Bildung und Aufklärung zu sagen.

Das bedeutet nicht, dass wir hier als romantische Wahrheitsapostel umherwandeln, aber wir denken, dass wenn wir mit Tieren zu tun haben, dann tragen wir auch die Verantwortung für deren bestmögliche Lebensverhältnisse. Wir kommen auch nicht darum herum, an die Ressourcen zu denken, die der Planet zur Verfügung stellt. Und ja, die Handlungen des Einzelnen zählen!

Lustigerweise sind viele Maßnahmen, die mit Nachhaltigkeit zu tun haben, auch finanziell von Vorteil und machen den Alltag praktischer. Hier folgen Beispiele - wir aktualisieren mit der Zeit.

Tierwohl und Nachhaltigkeit

Zuerst möchten wir das tierfreundliche Scheren der Angorakaninchen unterstreichen. Hier werden keine Tiere festgeschnallt oder lebend gerupft! Angorakaninchen sind von Natur aus sehr entspannt, und sie halten einfach still beim Scheren. Bei uns wird mit der Schere geschoren. Wenn die Unterseite dran ist, wird das Kaninchen auf den Rücken gefreht, und einer stützt die Vorderpfoten, damit es nicht zur Seite kippt. Der andere hat dann beide Hände frei, um die Unterseite zu scheren, was knapp zehn Minuten dauert. Das Kaninchen hat jederzeit die Möglichkeit, sich umzudrehen, es ist nicht fixiert.
Wenn wir im Supermarkt einkaufen, nehmen wir immer grüne Reste mit nach Hause, sehr zur Freude unserer Kaninchen. Viele Supermärkte stellen mittlerweile extra Tonnen zu dem Zweck zur Verfügung, weil man gemerkt hat, dass es eine Win Win Situation ist, dass Grünabfälle nicht weggeworfen werden müssen und kleine Vierbeiner erfreuen. Super Ergänzung zum Futterplan!
Wir halten unsere Tiere in Gruppen und Stämme von Größen, die einen schnellen Überblick über die Tagesform der Tiere ermöglicht. Man sieht sofort, ob ein Tier sich anders verhält als sonst, und mit den Ohren bzw. dem Schnabel hängt. Bei den Hühnern sind 10 Tiere pro Gruppe passend.
Es muss die Möglichkeit für Ruhezonen und -zeiten geben. Wenn wir im Stall Lärm machen müssen, wie zum Beispiel als wir die alten Schweinekoben abgebrochen haben, dann machen wir das in kürzeren Intervallen und am besten, während die Tiere sowieso gerade ihre natürliche, aktive Phase haben. Die Tiere müssen sich zurückziehen können und verschiedene Ruheplätze aufsuchen können, egal ob man in Gruppen chillt...
... oder alleine ...
... oder unter dem Schreibtisch :-D
Wir machen unser eigenes Wiesenheu. Es ist ungespritzt und ohne Jakobskreuzkraut und der Nachbar presst es für uns, also haben wir keine langen Transportwege.
Mehrmals jährlich haben wir Schulkinder zu Besuch. Wir sehen das als eine Möglichkeit, Kindern zeigen zu können, wo Fleisch und Eier herkommen, und wie man mit den Tieren umgeht. Die Kinder von heute sind die Konsumenten von morgen, die irgendwann bewusste Entscheidungen treffen werden.
Wir essen fast nur noch Fleisch von eigenen Hähnen, Enten oder Kaninchen. Wir wissen, dass die Tiere mit viel Platz, Tageslicht, Gesellschaft, gesundem Futter und ohne Antibiotika oder anderer Medizin aufgewachsen sind, und sie werden nicht unnötig gestresst auf ihrem kurzen Weg von der Weide zum Tisch.
Durch den Verzicht auf Fleisch von außerhalb, wird zumindest nicht für uns durch Transport und Verarbeitungsindustrie CO2 ausgestoßen.
Es ist nicht zu verstehen, dass man im Supermarkt eine 2,5 kg schwere Ente für 6,70€ kaufen kann, und trotz des Preises habe viele daran verdient: Züchter, Mäster, Futterhandel, Tierarzt, Schlachter, Transportfirma, Supermarkt und Fiskus. Kann die Ente ein gutes Leben gehabt haben?
Den Kaninchenstall haben wir mit selbstgebauten Futterautomaten und Heuraufen optimiert. Das ist nachhaltig, weil wir die Verschwendung von Futter und Heu vermeiden, die Ressourcen reichen deutlich länger. Es ist auch gut für das Tierwohl, weil das Futter und das Heu auf diese Weise frei von Kot bleiben. Die Heuraufen bieten auch Beschäftigung für die Kaninchen. Die Futterautomaten füllen wir morgens und nachmittags, das gibt eine gute Futteraufnahme über den Tag verteilt. Wegen dem Risiko von Rattenbesuch füttern wir nicht in den letzten Stunden, bevor wir das Licht ausmachen, damit nachts kein Futter im Stall zugänglich ist.
Wir versuchen, Buchweizen anzubauen, um Soja in Futtermischungen ersetzen zu können. Erstens ergibt es keinen Sinn, Soja um die halbe Erde zu frachten, um dann in einem dänischen Schnabel zu landen, und zweitens hat Buchweizen einen guten Eiweißgehalt, passt zu unserem Klima, ist eine gute Vorfrucht und ist gut für Bienen. Siehe Dokumentation hier, Quelle ist Wissenschaftstagung Ökologischer Landbau.

Aus dem gleichen Grund werden wir 2022 Versuche mit blauer Süßlupine machen.

2019 wurden Geflügelhalten von den Restriktionen betroffen, die mit der Vogelgrippe ins Land kamen. Das bedeutete, dass viele ihre Tiere im Eiltempo in den Ställen zusammenpferchen mussten, wir waren da keine Ausnahme. Aber uns war auch klar, dass das auf jeden Fall wieder passieren wird, und haben im Laufe von 2020 unsere Geflügelhaltung für das nächste Mal vorbereitet. Das Geflügel hat jetzt eingezäunte Sektionen draußen, die sich schnell auf die gesetzlichen 40 m2 reduzieren lassen, wenn wieder Restriktionen angesagt sind...
... auf die gleiche Weise haben wir unsere großen, alten Bäume ausgenutzt, die die Einzäunungen überdecken. Dadurch können die Hühner bleiben, wo sie sind, und müssen nicht durch Umzüge gestresst werden oder mit dem Stallplatz innen auf Kompromiss gehen.
Was mir jedoch nicht ganz einleuchtet ist, dass 5 Gehege à 40 m2 nebeneinander sicher gegen Infektion sind, ein einzelnes Gehege von 200 m2 nicht. Wissen die vorüberfliegenden Gänse und Schwäne, dass sie in die kleineren Gehege nicht reinschietern dürfen? 
Um beim Thema zu bleiben, wir haben jetzt aus Prinzip alles Futter und Wasser überdacht, damit diese gesetzliche Anforderung in Krisenzeiten gleich erfüllt ist. Wir sind ganz zu überdachten Futterautomaten übergegangen, was auch den Vorteil hat, dass das Futter immer sauber ist. Hier im Bild sieht man einen nachhaltigen Versuch, das Badewasser der Enten überdeckt, und gleichzeitig auch frostfrei zu halten. Unter der "Badewanne" ist einen halben Meter tief feuchtes Herbstlaub vergraben, und der Verrottungsprozess entwickelt so viel Wärme, dass das Wasser nur mit natürlichen Ressourcen frostfrei bleibt.

Übrigens sind alle Eimer, IBC-Tanks, Abflussrohre und ähnlich verbaute Materialien Reste von den Landwirten und Firmen in der Gegend.

Das gleiche Prinzip haben wir hier in kleinerem Maßstab angewandt. Auf dem Bild sieht man den Prototyp in der Probephase, in der fertigen Version ist das Holz mit Steinen ersetzt, und der Deckel diehnt zusamen mit ein paar Zaunstäben als Dach. Unter dem Reifen liegt ein halber Meter feuchtes Herbstlaub, und auch der Reifen selbst ist ausgestopft. Das hat gereicht, um das Wasser frostfrei zu halten.
Ehrlich gesagt, ist das fast eher "Personalwohl" als Tierwohl, denn es spart an einem Wintermorgen eine Menge Zeit, wenn man nicht in allen Gehegen warmes Wasser einfüllen muss, bevor man zur Arbeit geht.
Das Prinzip, mit dem wir das Wasser frostfrei halten, ist ja nicht neu. Es ist das Prinziå von Hartmuts Frühbeeten, das wir auf das Wasser überführt haben. In den Frühbeeten haben wir noch im Winter bzw. sehr früh im Jahr frischen Salat, der nicht aus niederländischen Gewächshäusern importiert werden muss.
Und, zugegeben, hier schon wieder "Personalwohl". Ein 20 Liter Eimer mit vier Trinknippeln sichert sauberes und überdecktes Trinkwasser, und meine Güte, was spart das auf einmal für eine Zeit, weil man nicht ständig verschmutzte Hühnertränken saubermachen muss!
Im Hintergrund kann man an den "Reihenhäusern" der Junghähne die überdeckten Futterautomaten sehen.

 

Nachhaltigkeit handelt für uns auch davon, das Gemüse der Jahreszeiten zu essen. Hartmut hat viele verschiedene Kürbissorten ausprobiert, und da waren sehr leckere dabei, um Suppen zu machen oder sie gefüllt im Ofen zu backen. Kürbisse sind recht lange lagerfest.
Der Küchengarten bietet eigentlich auch im Winter noch ziemlich viel grünes - Lauch, Pastinaken, Grünkohl, Rosenkohl und Steckrüben. Okay, ich gebe zu, die Kinder hätten lieber Pizza.
Wir haben die Tatsache ausgenutzt, dass wir ein riesiges Stalldach haben und ein Grundstück mit Gefälle zum Garten und zur Weide hin. Jetzt sind insgesamt 6 IBC-Tanks an die Abflussrohre angeschlossen, so dass wir Kapazität für 6.000 Liter Regenwasser haben, mit denen wir den Küchengarten wässern können. Und wenn man gerade mal wieder Oberflächenwasser für Geflügel verwenden darf, dann können wir es als Trink- und Badewasser für Hühner und Enten verwenden. Die IBC-Tanks konnten so hinter großen Zweigen versteckt werden, dass man sie im Sommer im Garten nicht sieht.